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BVerwG: Fernsehproduzent kann gegen medienrechtliches Programmänderungsverlangen klagen - Klage zulässig - UFC

BVerwG
Ur­teil vom 06.05.2015
6 C 11/14


Die Pressemitteilung des BVerwG:

"Klage eines Fernsehproduzenten gegen medienrechtliches Programmänderungsverlangen zulässig

Ein Pro­du­zent und Zu­lie­fe­rer von Fern­seh­pro­gramm­bei­trä­gen ist zur Klage gegen eine me­di­en­recht­li­che Ver­fü­gung be­fugt, durch wel­che die zu­stän­di­ge Lan­des­me­di­en­an­stalt von einem Rund­funk­ver­an­stal­ter wegen des In­halts der von dem kla­gen­den Pro­du­zen­ten ge­lie­fer­ten Sen­de­for­ma­te eine Än­de­rung des Pro­gramms ver­langt. Dies hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig heute ent­schie­den.

Die in Lon­don an­säs­si­ge Klä­ge­rin ist die Toch­ter­ge­sell­schaft der US-ame­ri­ka­ni­schen Grün­de­rin und Be­trei­be­rin der in­ter­na­tio­nal ver­brei­te­ten Kampf­sport­li­ga „Ul­ti­ma­te Fight­ing Cham­pi­ons­hip“ (UFC). Sie ist au­ßer­halb der USA zu­stän­dig für die Ver­an­stal­tung und me­dia­le Auf­be­rei­tung von UFC-Wett­kämp­fen, den Ab­schluss von Fern­seh­ver­trä­gen und die Pro­duk­ti­on und Ver­mark­tung wei­te­rer UFC-Fern­seh­for­ma­te. Die Bei­ge­la­de­ne ist ein Me­di­en­un­ter­neh­men, das auf­grund einer Ge­neh­mi­gung der be­klag­ten Baye­ri­schen Lan­des­zen­tra­le für neue Me­di­en (Lan­des­me­di­en­an­stalt) ein Fern­sehspar­ten­an­ge­bot bun­des­weit ver­brei­tet. Die von der Klä­ge­rin pro­du­zier­ten UFC-For­ma­te wur­den seit 2009 auf­grund eines ent­spre­chen­den Li­zenz­ver­tra­ges im Pro­gramm des bei­ge­la­de­nen Rund­funk­ver­an­stal­ters aus­ge­strahlt. Die Be­klag­te for­der­te den Pro­gramm­ver­an­stal­ter durch den an­ge­foch­te­nen Be­scheid auf, die For­ma­te „The Ul­ti­ma­te Figh­ter“, „UFC Un­leas­hed“ und „UFC Fight Night“ durch ge­neh­mi­gungs­fä­hi­ge an­de­re In­hal­te zu er­set­zen: Die zu er­set­zen­den For­ma­te wie­sen ein hohes Ge­walt­po­ten­zi­al auf, das ex­pli­zit und de­tail­liert in Szene ge­setzt werde. Eine ver­ro­hen­de oder zu Ge­walt­tä­tig­kei­ten an­rei­zen­de Wir­kung auf den Zu­schau­er, ins­be­son­de­re auf ge­fähr­dungs­ge­neig­te männ­li­che Ju­gend­li­che, sei nicht aus­zu­schlie­ßen. Auf­grund der Mas­si­vi­tät des Ge­walt­ein­sat­zes und der Ta­bu­brü­che wi­der­sprä­chen die For­ma­te dem Leit­bild des öf­fent­lich ver­ant­wor­te­ten und in öf­fent­lich-recht­li­cher Trä­ger­schaft be­trie­be­nen Rund­funks. Der bei­ge­la­de­ne Pro­gramm­ver­an­stal­ter hat den Be­scheid nicht an­ge­foch­ten. Auf die Klage der Klä­ge­rin hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Mün­chen durch ein Zwi­schen­ur­teil die Zu­läs­sig­keit der Klage be­jaht. Die Be­ru­fung gegen das Zwi­schen­ur­teil hat der Ver­wal­tungs­ge­richts­hof Mün­chen zu­rück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten hatte kei­nen Er­folg. Die Klä­ge­rin ist nach § 42 Abs. 2 VwGO kla­ge­be­fugt. Nach ihrem Vor­brin­gen er­scheint eine Ver­let­zung in ihrem Grund­recht auf Be­rufs­frei­heit aus Art. 12 Abs. 1 GG, auf das sie sich als ju­ris­ti­sche Per­son mit Sitz in einem Mit­glied­staat der Eu­ro­päi­schen Union be­ru­fen kann, als mög­lich. Das an den Rund­funk­ver­an­stal­ter ge­rich­te­te Pro­gramm­än­de­rungs­ver­lan­gen der be­klag­ten Lan­des­me­di­en­an­stalt be­wirkt einen mit­tel­ba­ren Ein­griff in den Schutz­be­reich der Be­rufs­frei­heit zu Las­ten der Klä­ge­rin. Die Maß­nah­me zielt dar­auf ab, die Aus­strah­lung der von der Klä­ge­rin pro­du­zier­ten Sen­de­for­ma­te ge­ra­de wegen ihres In­halts zu un­ter­bin­den. Wegen die­ses spe­zi­fi­schen Be­zugs auf die von der Klä­ge­rin pro­du­zier­ten For­ma­te steht die me­di­en­recht­li­che Ver­fü­gung in einem so engen Zu­sam­men­hang mit der Aus­übung des Be­rufs der Klä­ge­rin, dass sie ob­jek­tiv eine be­rufs­re­geln­de Ten­denz hat. Der Ein­griff­s­cha­rak­ter ent­fällt nicht in Folge einer von der be­klag­ten Lan­des­me­di­en­an­stalt gel­tend ge­mach­ten ei­ge­nen Grund­rechts­be­rech­ti­gung; denn bei ihren auf­sichts­recht­li­chen Maß­nah­men ist die Be­klag­te selbst an die Grund­rech­te ge­bun­den. Dass sich die Klä­ge­rin hin­sicht­lich der an­ge­foch­te­nen pro­gramm­be­zo­ge­nen Maß­nah­me auf Art. 12 Abs. 1 GG be­ru­fen kann, führt auch weder zu den von der Be­klag­ten be­fürch­te­ten Stö­run­gen im Sys­tem der Rund­funk­auf­sicht noch zu einer ver­fas­sungs­recht­lich un­zu­läs­si­gen Be­ein­träch­ti­gung der Rund­funk­frei­heit der Pro­gramm­ver­an­stal­ter.

Über die in­halt­li­che Recht­mä­ßig­keit des Pro­gramm­än­de­rungs­ver­lan­gens ist nun­mehr auf­grund der Zu­läs­sig­keit der Klage in den Vor­in­stan­zen wei­ter zu ent­schei­den."




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